Aus Beratung: Keine Pflicht-Vorstände!
Wer kennt es nicht: Das Problem, Nachfolger für ausscheidende Vorstände zu finden. Die Vorstandstätigkeit verpflichtend zu machen (z.B. ein Jahr pro betreutem Kind) ist aber nach unserer Einschätzung unzulässig. Zum einen müssen Vorstände demokratisch von der Mitgliederversammlung gewählt werden. Ein Automatismus („der/die muss gewählt werden, das ist sein/ihr Pflichtjahr“) ist nicht zulässig und gefährdet nach Einschätzung von KEKS womöglich sogar die Gemeinnützigkeit. Zum anderen könnte es durch einen solchen Automatismus dazu kommen, dass Menschen zu einem Amt kommen, für welches sie aus-egal-welchem-Grund völlig ungeeignet sind und dessen Verantwortlichkeiten sie nicht entsprechen können. In solchen Fällen läge ein Organisationsversagen der übrigen Vorstandsmitglieder vor, würden sie eine solche Person in ihrem Amt belassen und es hierdurch zu Fehlern käme (die weitreichende Folgen haben können). In Folge sind auch Vertragsstrafen für Eltern, die ihr „Vorstandsamt-Pflichtjahr“ nicht leisten, aus unserer Sicht unzulässig. Hinweis: Nicht jedes „Amt“ welches in Elterninitiativen existiert, ist automatisch ein Vorstandsamt im Sinne der Satzung und Pflichtarbeitsstunden als solches sind in Elterninitiativen selbstverständlich zulässig.
Wie findet man Nachfolger für ausscheidende Vorstände? Erfasst man bereits bei der Anmeldung der Kinder den Beruf und besondere Interessen/Affinitäten der Eltern in Hinblick auf zu vergebende Vorstandsaufgaben, so existiert bereits ein Überblick darüber, wer für Aufgabenbereich XY prädistiniert wäre. So fällt es jemandem, der auch beruflich vielleicht bereits mit Personalführung zu tun hat, die Übernahme einer solchen Aufgabe leichter und auch die benötigte Zeit, um sich einzuarbeiten, ist deutlich reduziert. Das senkt die Belastung. Zwotens: Existieren „Stellenbeschreibungen“ der freiwerdenen Vorstandsposten mit den Aufgabengebieten, können die Interessenten erheblich besser beurteilen, ob sie sich die Übernahme dieses Amtes zutrauen. Warum nicht Plakate gestalten und aushängen mit Ansprechpersonen bei Interesse? (Wenn nicht jede/r jede/n kennt, vielleicht sogar mit Foto?) Besteht eine stetige Kommunikationsbrücke zwischen Vorstand und Elternschaft, indem entsprechend aufbereitete Protokolle (ggf. anonymisiert/gekürzt) von Vorstandssitzungen regelmäßig ausgehängt werden, so kann auch dies den Informationsstand und auch das Verständnis für Vorstandsarbeit erheblich verbessern. (Und sei es nur, dass Arbeitsscheue abgeschreckt werden). Wie steht es um die Einarbeitung neuer Vorstände? Kann man diese gewährleisten oder gestaltet man diese sogar verpflichtend über die Teilnahme an entsprechenden Fortbildungen? Nicht zuletzt: Bildet der Vorstand ein „Gutes Team“ und zieht an einem Strang, fühlen sich die gegenwärtigen Vorstände wohl miteinander, fällt manches leichter. Welche Traditionen gibt es an kleinen Dankeschöns für die Vorstände? Bei meiner Elternini gabs im Advent immer ein großes Glas mit selbstgebackenen Plätzchen, einmal im Jahr die Einladung zu einem gemeinsamen Essen und Blumen nach der Mitgliederversammlung und ein kleines Präsent zum Geburtstag – klingt nach wenig, machte emotional aber viel aus. Man darf sich auch die Frage stellen: Mit wem würde ich denn gern zusammenarbeiten? Natürlich macht es einen Unterschied, ob „global“ unter allen Eltern nach einem Vorstand gesucht wird, oder ob man zusätzlich persönlich von jemandem angesprochen wird, der schon im Vorstand ist und bleibt und der einem sagt: Hej, wie wäre es mit dir, könnte ich mir gut vorstellen, das würde gemeinsam Freude machen.
Zu dem Thema Vorstandswechsel gibt es eine Broschüre der Bundesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen. Bei uns im Büro oder unter bage.de