Der Entwurf liegt uns zwar noch nicht vor, aber wie aus gut informierten Kreisen zu hören war, verabschieden wir uns (hoffentlich nicht für immer) vom pädagogischen Fachkräftegebot im engeren Sinne. Heißt: Statt auf die Gewerkschaften und Rechtsgutachten zu hören und die 35-h-Betreuung zur Erfüllung des Rechtsanspruches für ausreichend zu deklarieren (was natürlich einen Aufschrei bei Eltern gegeben hätte und nach KEKS-Einschätzung nahezu voll zu Lasten der Berufstätigkeit insbesondere der Mütter gegangen wäre) hat man sich in Hinblick auf den Fachkräftemangel wohl entschlossen, anders zu verfahren.
Zum einen (so hört man) könnten notwendige Deutschkenntnisse auf das B-1-Sprachniveau abgesenkt werden. B-1 ist etwas besser als „grundlegende Kenntnisse“ aber schlechter als „selbständige Sprachanwendung“. Die Möglichkeit des Einsatzes von „anderen Arbeitskräften“, die ihre Nachqualifikation durch „Training on the Job“ erlangen werden, wird wohl ausgeweitet werden. Die Einsatzmöglichkeit von Ergänzungskräften könnte auf alle Gruppentypen ausgeweitet werden. Krankheitsvertretungen von „echten“ Fachkräften durch Ergänzungskräfte sollen bis zu 6 Wochen lang möglich werden.
Es bleibt wohl als kurzfristige Lösung nichts anderes übrig. Als erfolgreiche „Fachkräfteoffensive“ kann das aber nicht tituliert werden.
Nach einer ersten Beratung hat die Landesarbeitsgemeinschaft Elterninitiativen (LAGE) hierzu folgende Fragen:
Diese Aufweichung des Qualifizierungsstandards braucht ein Verfallsdatum (wenngleich dadurch gewonnenen Kräften danach die Tür offengehalten werden sollte). Die Gehaltseinstufungen sind bezogen auf die Qualifikation vorzunehmen und nicht allein auf Basis der ausgeübten Tätigkeit. (Die Betreuung mag gleich sein, aber eben nicht der Bildungsumfang). Wenn nun Vertretungsregeln offiziell gelockert werden sollten, fordern die Elterninitiativen, ihren ureigensten Einsatz von Elterndiensten auch in zeitweiliger Vertretung von „Fachkräften“ nicht zu topedieren, wie dies durch die Landesjugendämter wohl zuletzt zunehmend geschieht. Und: Wer arbeitet denn diese „sonstigen“ Arbeitskräfte ein? Wer soll die Einrichtungen fachlich beraten hierzu? Es braucht mehr Geld im System, um kitainterne Anleitung zu stärken aber auch um externe Fachberatung auszuweiten. Es leuchtet ein, dass Kitas mit besonders hohem Anteil von Kindern mit nicht-deutschsprachigem Elternhaus mehr Zuschüsse erhalten. Aber ebenso würde es einleuchten, dass auch Kitas mit noch-nicht-gut-deutschsprachigem Personal mehr Gelder benötigen für die intensivierte Anleitung. Vor allen Dingen dürfen diese kurzfristigen Maßnahmen nicht dafür sorgen, dass notwendige mittelfristige und langfristige Maßnahmen der Gewinnung und intensivierten Ausbildung von „echten“ pädagogischen Fachkräften (mit guten Deutschkenntnissen) weggespart werden.